Manchmal spielt das Leben einem auf unerwartete Weise in die Karten – und den Spruch „Man sollte gehen, wenn es am schönsten ist“ hat das Schicksal bei mir wohl etwas zu ernst genommen. Fünfeinhalb von neun geplanten Monaten durfte ich meinen Freiwilligendienst bei GoGreen in Skopje verbringen. Anders als erwartet, schreibe ich diesen Abschlussbericht nun früher als gedacht.
Mein Weg nach Skopje war schon zu Beginn von einigen Hürden begleitet. Durch den langen Visumsprozess konnte ich meinen Freiwilligendienst erst sieben Monate später als geplant antreten – und ironischerweise endet er nun auch wieder wegen Visumsproblemen. Nach einigen Verzögerungen, organisatorischem Durcheinander und einer unglücklichen Verkettung von Umständen wurde mein Antrag auf Verlängerung vom Ministerium in Nordmazedonien abgelehnt. Das lag weder an NaturKultur noch am ESK-Projekt, sondern schlicht an äußeren Umständen. So schließt sich manchmal der Kreis.
Trotz allem war die Zeit in Skopje für mich unglaublich wertvoll. Gerade hatte ich das Gefühl, richtig angekommen zu sein: Ich fand enge Freundschaften, lernte mich in der Stadt ohne Google Maps zurechtzufinden und übernahm spannende Aufgaben bei GoGreen. Besonders viel Freude hat es mir bereitet, Verantwortung für eigene Projekte zu übernehmen. Umso schwerer fiel mir der plötzliche Abschied – gerade, als wir intensiv an Projekten wie dem Climate Justice Camp, dem Anniversary Event oder an meinen eigenen Social-Media-Beiträgen gearbeitet haben. Gerne hätte ich diese Projekte noch mitgestaltet und ihre Ergebnisse miterlebt.
Die Arbeit bei GoGreen war für mich eine Bereicherung. Meine Kolleg:innen haben mich von Anfang an offen und herzlich aufgenommen, und mit der Zeit wurden aus Arbeitsbeziehungen echte Freundschaften. Natürlich musste ich mich auch auf viele Veränderungen einstellen: zweifache Umzüge, wechselndes Personal und die typische Flexibilität, die in einer NGO gefragt ist. Anfangs war das ungewohnt – genauso wie die geliebten, täglichen Kaffeepausen – aber es hat mich gelehrt, mich auf Neues einzulassen und flexibel zu bleiben. Beruflich wie persönlich habe ich in dieser Zeit enorm viel gelernt, und dafür bin ich sehr dankbar.
Am Anfang hätte ich niemals gedacht, dass mir die Menschen und das Land so sehr ans Herz wachsen würden. Es hat natürlich seine Zeit gebraucht, mich einzuleben – aber genau das war ein Teil der Erfahrung. Ich habe gelernt, mir Zeit zu geben, offen zu bleiben für Spontanität und Gelassenheit, und vor allem, nett zu mir selbst zu sein. Dazu gehörte auch, sich einzugestehen, dass es Momente gibt, in denen man weint, und dass es wichtig ist, sich anderen zu öffnen. Gerade diese Offenheit, die Wärme und Unterstützung, die ich hier erfahren durfte, werde ich unglaublich vermissen.
Zu meinen schönsten Erinnerungen gehören nicht nur die großen Projekte, sondern vor allem die vielen kleinen Momente: Kaffeepausen, Spaziergänge im Park, Café-Besuche, Sonnenuntergänge, Picknicks, Reisen durch das Land und Wanderungen in den Bergen. Es ist die Atmosphäre, die Offenheit der Menschen und die gemeinsamen Erlebnisse, die diese Zeit so besonders machen.
Ich habe sehr viel gelernt – beruflich wie privat. Beruflich durfte ich erfahren, wie es ist, eigenständig zu arbeiten, Projekte zu schreiben, Veranstaltungen zu planen, Social-Media-Beiträge zu gestalten, Canva kreativ einzusetzen, Netzwerke zu knüpfen und eigene Interessen in die Arbeit einfließen zu lassen. Leider musste ich gehen, bevor die Phase der Umsetzung begann – gerne hätte ich die geplanten Events noch mitgestaltet und die Auswirkungen am Ende noch gesehen. Privat habe ich gelernt, eigenständig zu leben, das erste Mal wirklich auf eigenen Beinen zu stehen, auf andere zuzugehen, zu kommunizieren und mich in einem neuen Umfeld zu öffnen.
Der Abschied kam unerwartet und schwer. Doch wie wir Freiwilligen gerne sagen: „Es ist schön, wenn der Abschied schwerfällt – dann weiß man, es war eine bedeutsame Zeit.“ (in Anlehnung an unsere geliebten kitschigen Sprüche, die wir uns gegenseitig geschickt haben). Zum Glück ist es kein Abschied für immer. Auch wenn mein Projekt vorbei ist, bleiben die Erfahrungen, die Freundschaften und all die Erinnerungen lebendig.
Wollte ich gehen? Absolut nicht – ich war definitiv noch nicht bereit, meine Koffer zu packen.
Würde ich es wieder tun? Auf jeden Fall! Der Freiwilligendienst war herausfordernd und manchmal stressig, aber er hat mir Stärke, Selbstbewusstsein, Mut und wertvolle Erinnerungen geschenkt. Ich habe gelernt, dass das Leben draußen stattfindet – in Begegnungen mit Menschen, in neuen Situationen, in kleinen und großen Momenten. Jede Begegnung hat mir neue Perspektiven eröffnet und mir Mut gemacht, weiterzugehen. Dieses Gefühl nimmt mir keiner – und es motiviert mich bereits, neue Projekte anzugehen.
Ich würde jedem empfehlen, einen ESK-Freiwilligendienst zu machen. Vielleicht besser in einem Land ohne komplizierte Visaformalitäten – aber ganz ehrlich: Skopje und Nordmazedonien kann ich wärmstens ans Herz legen.
Zum Schluss bleibt nur: Danke an NaturKultur und GoGreen für diese unvergessliche Zeit, für all die Begegnungen, Freundschaften und Erfahrungen, die mich geprägt haben. Ich gehe gestärkt, dankbar und mit einem Lächeln im Herzen.
Kristin verbringt ihren Freiwilligendienst bei GoGreen, ihr Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union.
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