Diesmal melde ich mich schon zum letzten Mal und auch wieder aus Deutschland, denn ich bin vor ein paar Tagen von meinem Freiwilligendienst nach Hause gekommen.
Aber bevor wir dazu kommen, habe ich noch eine ganze Menge aus Balvi zu berichten.
In meinem letzten Bericht, plante ich gerade meinen Finnlandurlaub, welcher jetzt schon eine ganze Weile zurück liegt und sehr sehr schön war. Ich hatte eine Art Rundreise gemacht und bin von Tallinn mit der Fähre nach Helsinki, von dort weiter nach Oulu und danach noch nach Tampere und Turku. Die Hälfte meiner Reise habe ich mit einem befreundeten Freiwilligen verbracht, da in Lettland zu der Zeit einige Feiertage waren und so das ganze Land 5 Tage am Stück vom Präsidenten frei bekommen hatte. Auch wenn es in Finnland, gerade im Norden, doch noch ein wenig kalt war, hat mich das Land mit seiner wunderschönen Natur und diversen Städten echt sehr überzeugt.
Zurück in Balvi ging es dann auch schon mit der Frühlingsarbeit weiter, so haben wir Blumen zum trocknen für Tee gesammelt, in Gulbene beim Europatag-Event mit den anderen Freiwilligen ausgeholfen, wobei wir in der zwischenzeit erneut einen Freiwilligen in unserem Team verloren hatten und daher im Projekt immer wieder neu uns umstellen und umplanen mussten.
Auch hatte ich mein zweites Volkstanz Konzert in Vilaka, hier ist mir besonders die Party danach in Erinnerung geblieben, denn Lettland hat an diesem Abend ein Eishockeyspiel während der Weltmeisterschaft gewonnen und das haben die Letten, deren Nationalsport Eishockey ist, natürlich ausgiebig gefeiert.
Im Frühling stand auch unser zweiter Kollegiumsausflug an, bei dem wir diesmal Latgale, die Region in welcher Balvi liegt, genauer angesehen haben. So ging es erst nach Lūznava, das dortige Herrenhaus besuchen und danach weiter zum Hauptstop in Daugavpils, der zweitgrößten Stadt Lettlands, in welcher wir das Mark Rothko Kunstmuseum besuchten. Ein wirklich gelungener Ausflug.
Als nächstes größeres Event stand die Pferdeparade in Balvi an, bei der ich einen kleinen Bastelworkshop im Rahmenprogramm leiten durfte. Am Abend haben wir dann noch eine große Eurovision Watch Party mit anderen Freiwilligen und Jugendlichen aus Balvi im Jugendzentrum abgehalten und natürlich kräftig für Lettland mitgefiebert, denn eine der lettischen Sängerinnen stammt aus der Region Balvis.
Allgemein war der Frühling echt sehr schön, mit mildem und sonnigem Wetter und allgemein einer sehr entspannten und angenehmen Atmosphäre. Während der Frühling glänzte, ließ der Sommer, wie auch schon der Winter, ein wenig zu wünschen übrig. Sehr verregnet, kühle Temperaturen und ein Gefühl, als wäre der Herbst letztes Jahr gekommen und bis jetzt immer noch nicht ganz verschwunden .
Dann stand schon das Highlight meiner ganzen Zeit in Lettland an, das Tanzfestival in Salaspils, bei dem ich mit meiner Tanzgruppe tanzen durfte. Insgesamt waren über 6500 Tänzer aus ganz Lettland mit dabei, ein unbeschreibliches Gefühl, so etwas erleben und sogar mitgestalten zu dürfen. Es wurde sogar mehrfach im Fernsehen übertragen. Echt ein ganz besonderer Tag. Danach wurde ausgiebig mit der Gruppe, das Ende des Tanz Jahres und des Festes gefeiert.
Direkt im Anschluss an das Festival ging es für mich schon wieder in den Urlaub, diesmal in das letzte Baltische Land, welches ich bis dato noch nicht besucht hatte, und zwar Litauen. Auch hier habe ich wieder mehrere Städte besucht, so ging es nach Kaunas, Vilnius, Trakai und zum Schluss noch nach Klaipeda auf die Kurische Nehrung.
Litauen hat mir, genau wie Finnland, sehr gefallen und es war super mehr über die gemeinsame Baltische Kultur Litauen und Lettland zu lernen und zu entdecken.
Damit ging es dann auch schon in die letzten Wochen meines Freiwilligendienstes, ab Anfang Juni hatten die lettischen Kinder Sommerferien und wir haben in zwei Feriencamps in Vilaka und Balvi mitgeholfen und Workshops veranstaltet. Das Highlight dieser Sommercamps war für mich die Wanderung um den See, mit Lagerfeuer und Floßfahrt zurück zum Jugendzentrum.
Somit war es schon langsam Zeit, sich überall zu verabschieden, ob im Kindergarten, den Jugendzentren oder in den Schulen. Dies hat mich emotional sehr mitgenommen, denn Lettland ist mir in dieser Zeit so ans Herz gewachsen, dass ich eigentlich gar nicht wieder zurück nach Deutschland wollte und am liebsten dort im ländlichen Lettgallen geblieben wäre.
Der Abschied an sich war, wenn traurig, war auch berührend schön, so hatten mich meine Eltern in meiner letzten Woche in Balvi besucht, ich konnte ihnen meine Heimat der letzten 9 Monate zeigen und mir dadurch nochmals alles ansehen, sogar teils neue Ecken entdecken.
Ich konnte, zusammen mit Freunden, Līgo un Jāņi, das lettische Mittsommerfest, welches durch die Heidnische Vergangenheit Lettlands, der wichtigste Feiertag des ganzen Jahres ist und groß mit Blumenkränzen und Lagerfeuern gefeiert wird, in Balvi miterleben. Und auch unser Abschied von den Kolleginnen und anderen Freiwilligen wurde ausgiebig gefeiert.
Nach dem ich mich von Balvi verabschiedet hatte, verbrachte ich nochmals zwei schöne Tage mit befreundeten Freiwilligen in Riga, habe Jelgava besucht und meinen letzten Abend in Lettland bei wunderschönem Sonnenuntergang am Strand verbracht und mich so gebührend verabschiedet, bevor es dann am nächsten Tag mit dem Bus zurück nach Deutschland ging.
Dieses Jahr hat mir so viele neue Eindrücke geschenkt, ich bin über mich hinaus gewachsen, durfte Europa von einer anderen Seite kennenlernen und ganz besonders mich in Lettland zu Hause fühlen. Ich würde es jederzeit wieder machen und jedem empfehlen, so eine Erfahrung selber zu machen, denn all die Dinge die ich in diesem Jahr über mich selber, persönlich und professionell gelernt habe, sind ernorm viel Wert und ich werde diese Erfahrung ein leben lang mit mir tragen, denn sie hat mich unbeschreiblich geprägt.
Und so verlasse ich dieses Land, mit enorm vielen Erinnerungen und Erfahrungen, einem vollen und gleichzeitig leerem Herzen, neuen Freunden und der Sehnsucht, sobald wie möglich wieder zurück zu kehren, denn Lettland ist ein ganz besonderes Land, nicht nur für mich, mit einer sehr reichen und wunderschönen Kultur, Geschichte, den Menschen und das Herz Lettlands, der Natur. Ich werde diese Zeit, die wie im Flug verging, sehr vermissen und auf jeden Fall wiederkommen.
Ein letztes Mal,
Uz redzēšanos Latvija, Latgale, Balvi
Johanna
Johanna verbringt ihren Freiwilligendienst in der NGO Kalmārs, ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.
Wenn du etwas Ähnliches wie Johanna erleben möchtest, schau dir unsere Calls hier an.






