Sophie in Blanes, Spanien // 3. Bericht

¡Hola! Seit meinem letzten Bericht sind bloß zwei Monate vergangen, aber wenn ich mich zurückerinnere, merke ich, dass doch wieder einiges passiert ist.

Im Februar hatten Henrike und ich unser Halbzeit-Seminar in der Nähe von Málaga und haben die Chance genutzt, im der Woche davor noch durch Andalusien zu reisen. Wir haben uns innerhalb von sechs Tagen fünf Städte angeschaut (Sevilla, Ronda, Córdoba, Granada und Málaga). Meine Sorge, dass das zu knapp bemessen sein könnte, war aber unbegründet, weil Henrike und ich mittlerweile so sehr an weites und schnelles zu-Fuß-gehen gewöhnt sind, dass wir unsere Liste mit Sehenswürdigkeiten immer ziemlich schnell abgearbeitet haben. Auf jeden Fall haben wir in dieser Woche unglaublich viel erlebt und gesehen. Die Städte in Andalusien sehen, unter anderem durch die stärkeren maurischen Einflüsse, nochmal ganz anders aus als hier in Katalonien und es ist toll, auf diese Weise auch so unterschiedliche Seiten von Spanien kennenlernen zu dürfen. Meine persönlichen Highlights waren der Plaza España in Sevilla, die Moschee-Kathedrale in Córdoba und die Alhambra in Granada.

Das Seminar in der Woche danach war insgesamt auch sehr spaßig. Zwar waren die Tage sehr durchgeplant und manches hat sich inhaltlich auch mit dem online-Seminar im Dezember gedoppelt, aber es war wirklich schön, andere Freiwillige aus ganz Europa kennenzulernen und sich mit ihnen über ihre Erfahrungen hier auszutauschen. Außerdem hatte ich viel Gelegenheit, mal zu reflektieren, was in der ersten Hälfte meines Freiwilligendienstes eigentlich schon alles passiert ist, wie sehr ich mich entwickelt und wie viel ich gelernt habe.

Bei der Arbeit hat sich in letzter Zeit einiges geändert. Anna, die für die Schulführungen im botanischen Garten und auch für uns Freiwillige zuständig ist, ist nämlich aus ihrer Elternzeit wieder da und deshalb haben wir an unseren „Bürotagen“ neue Aufgaben, vor allem das Vorziehen von Ablegern, die die Schulkinder dann einpflanzen und mitnehmen können. Ich habe auch schon zweimal Schulführungen für Grundschulklassen begleitet; das war beide Male sehr niedlich, weil die Kinder, sobald Anna ihnen gesagt hat, dass ich nur Deutsch und Englisch spreche, ihre gesamten (im Wesentlichen auf „What’s your name?“ und „How are you?“ beschränkten) Englischkentnisse an mir austesten wollten.
Außerdem arbeiten wir bei Anna sehr viel eigenverantwortlicher und können uns unsere Zeit selbst einteilen, was mir sehr gefällt.

Ansonsten merkt man dem botanischen Garten gerade an, dass es Frühling wird; alles sprießt und blüht und es macht mich sehr glücklich, diese raschen Veränderungen zu beobachten. Oh, und es sind eine Henne und vier Küken eingezogen, die Henrike und ich zurzeit immer füttern dürfen! Außerdem gab es Anfang April wieder mal ein Grillfest für alle Mitarbeitenden im Garten, das sind immer die schönsten Momente, was die Arbeit angeht.

Im März hatte ich Geburtstag. Es war mein erster Geburtstag, den ich nicht mit meiner Familie verbracht habe, was natürlich ungewohnt war, aber es war nichtsdestotrotz ein sehr toller Geburtstag. Henrike hat mich morgens mit einem Geburtstagsfrühstück überrascht, abends waren wir zu zweit essen und hinterher spontan mit Ventura, einem der Gärtner, noch etwas trinken, und am Tag danach habe ich mit ein paar Freunden am Strand gepicknickt.

Abgesehen davon habe ich momentan seit Anfang März mehr oder weniger dauerhaft Besuch aus Deutschland, es ballt sich etwas, da alle von ihren Semester- oder Osterferien abhängig sind, aber ich genieße es sehr, alle wiederzusehen und durch Blanes, Barcelona und natürlich den botanischen Garten zu führen.

Ein weiteres cooles Erlebnis war die Karfreitagsprozession hier in Blanes, die ich mit meiner Familie angeschaut habe, als sie zu Besuch waren. Zuerst kamen einige als Römer verkleidete Menschen, die die Prozession angeführt haben und dahinter dann nacheinander die verschiedenen Kirchengemeinden von Blanes mit großen Statuen von Heiligen oder dem gekreuzigten Jesus; manche der Prozessionsteilnehmer waren sogar barfuß. Ich fand die Prozession sehr beeindruckend, weil ich so etwas vorher noch nie miterlebt hatte.

Durch meinen Besuch habe ich teilweise auch noch einmal eine andere Perspektive darauf gewonnen, wie sehr ich mich hier mittlerweile eingelebt habe. Zum einen ist mir dadurch aufgefallen, wie viel Spanisch ich jetzt, auch dank meines Sprachkurses, schon verstehe (und langsam fange ich auch an, ein kleines bisschen mutiger darin zu werden, selbst zu sprechen). Zum anderen ist es eigentlich ziemlich beeindruckend, wie viele Leute ich durch meine Hobbys in Blanes schon kennengelernt habe. Zugegeben, es ist eine Kleinstadt, aber als ich mit einer Freundin in der Stadt unterwegs war, haben wir insgesamt vier unterschiedliche Leute getroffen, die mich gegrüßt haben. Auf der Straße Leute zu treffen, die ich kenne, hilft mir wirklich dabei, mich in dieser Stadt zuhause zu fühlen, und ich bin sehr dankbar dafür.

Außerdem braucht es manchmal das Staunen von Leuten, die den botanischen Garten oder das Meer vor meiner Haustür, die für mich irgendwo schon zum Alltag gehören, zum ersten Mal sehen, um mir wieder klarzumachen, wie unglaublich schön das ist und wie dankbar ich bin, hier sein zu dürfen.

Langsam wird es wärmer, ich war in den letzten Wochen auch schon mehrfach im Meer schwimmen, auch wenn das Wasser noch ziemlich kalt ist. Aber ich freue mich schon sehr darauf, dass jetzt der Sommer kommt und ich noch mehr meiner Zeit am Strand verbringen kann! Bis zum nächsten Bericht, ich bin schon gespannt, was die nächsten zwei Monate so alles für mich bereithalten!

Sophie

Sophie verbringt ihren Freiwilligendienst im Botanischen Garten Marimurtra der Carl Faust Foundation. Ihr Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union.