Lisa in Miercurea Ciuc, Rumänien // 3. Bericht

Als ich vor ein paar Tagen wie an fast jeden Abend in unserer Küche saß und mit den anderen Freiwilligen „Dos“ spielte, vibrierte auf einmal mein Handy. Es war eine Benachrichtigung von meinem Kalender: Zurück nach Deutschland – Morgen, ganzer Tag.

Mein Koffer war noch unter meinem Bett, meine Sachen in der ganzen Wohnung verteilt und von keinem meiner Freunde hatte ich mich verabschiedet. Die Benachrichtigung hat mich sehr überrascht, denn ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass mein Projekt eigentlich schon Anfang März geendet hätte. Und vor allem wäre ich absolut nicht bereit dazu gewesen, Rumänien jetzt schon wieder zu verlassen.

Das liegt vor allem daran, wie schön die letzten 2,5 Monate waren und wie viel ich seit meinem letzten Blogpost erlebt habe.

Inzwischen habe ich mich echt gut in meiner Arbeit eingefunden. Ich habe Routinen für meine Sprachenklubs gefunden und eine sehr lange Liste mit Spielideen für Kinder aller Altersgruppen. Jeden Mittwoch werde ich morgens im Kindergarten freudestrahlend mit „Szia Lisaneni!“ (Hallo Kindergärtnerin Lisa) begrüßt und auch bei meiner Arbeit im Büro fühle ich mich sehr wohl.

Was mein Projekt definitiv auch sehr verbessert hat, war die Ankunft meiner neuen Mitbewohnerin Marlene Anfang Februar. Nachdem ich die zwei Monate davor alleine in meinem Projekt war, habe ich nun wieder eine Person, mit der ich die Aktivitäten teilen kann und mit der ich mich auch privat richtig gut verstehe.

Ein weiteres Highlight meiner Arbeit war die „Schwäbische Intercultural Night“, die ich zusammen mit einem anderen Freiwilligen in der Bibliothek organisiert habe. Wir haben unsere Heimatregion vorgestellt und den Besuchern schwäbische Flüche beigebracht. Besonders schön fand ich dabei, wie sehr die Menschen sich für unsere Kultur interessiert haben.

Generell bin ich immer sehr positiv überrascht, wenn ich sehe, wie gastfreundlich und offen die Menschen hier sind. Als eine rumänische Freiwillige herausgefunden hat, dass ich in Deutschland reite, hat sie mich mit auf einen Ausritt durch die Natur rund um Csíkszereda genommen und als wir neulich alle zusammen das erste Mal Snowboard fahren ausprobiert waren, hat uns danach eine Familie eingeladen, traditionelles ungarisches Gulasch zu essen. Während ich am Anfang meine gesamte Zeit mit den anderen Freiwilligen verbracht habe, habe ich jetzt auch einige rumänische und ungarische Freunde, wofür ich sehr dankbar bin.

Das heißt aber nicht, dass ich in meiner Freizeit nichts mehr mit den anderen Freiwilligen unternehme, im Gegenteil.

Nachdem wir entdeckt haben, dass es einen direkten FlixBus von Bukarest nach Istanbul gibt, bin ich Ende Januar mit zwei anderen Freiwilligen in die Türkei gefahren. Die Zeit dort habe ich sehr genossen, denn auch wenn ich meine Arbeit sehr mag, tut es gut, mal rauszukommen und etwas anderes zu sehen. Generell kann ich allen zukünftigen Freiwilligen nur raten, die Urlaubstage so gut wie möglich auszunutzen.

Mitte Februar war dann unser Mid-Term-Training. Zusammen mit drei anderen Freiwilligen bin ich schon einen Tag davor nach Bukarest gefahren, um 10 Stunden in Europas größtem Spa zu verbringen. Vollkommen entspannt sind wir dann am nächsten Morgen in unser Training gestartet. Insgesamt waren wir 60 Freiwillige aus über 20 Nationen. Drei Tage lang hatten wir Workshops und Diskussionen über unsere Zeit in Rumänien. Das Training war definitiv einer der schönsten Wochen bisher, ich habe so viele liebe, offene Menschen kennengelernt und mit einigen haben wir uns sogar schon wiedergetroffen.

Kurz nach dem Mid-Term-Training habe ich ein bisschen Heimweh bekommen, denn zuhause hatte die Fastnachtssaison begonnen. Das änderte sich aber schnell, als ich herausgefunden habe, dass es auch ein ungarisches Äquivalent dazu gibt. Das Äquivalent nennt sich Farsang und natürlich haben wir Freiwilligen zusammen daran teilgenommen. Die Menschen verkleiden sich nach einem bestimmten Motto und ziehe dann in kleinen Gruppen los durch die Stadt. Wir haben uns einer solchen Gruppe angeschlossen und uns einfach überraschen lassen. Die Gruppe hat immer wieder angehalten und Tänze vorgeführt, das Beste daran war, dass es dann immer auch kostenlos ungarische Spezialitäten zu probieren gab.

Wie in Deutschland auch, feiern die Menschen Farsang, um den Winter zu vertreiben. Das war meiner Meinung nach auch dringend notwendig. Zwar hatten wir statt der befürchteten -40°C nur -23C° und leider auch nur für 3 Wochen richtig viel Schnee, aber trotzdem bin ich froh, dass es jetzt langsam wieder wärmer wird. Auch wenn das bedeutet, dass die Bären wieder aufwachen…

In der Zeit seit Silvester habe ich schon wieder so viele neue Erfahrungen gesammelt und neue Freunde gefunden. Ich bin echt dankbar, für alles, was ich hier bisher erleben durfte und auch für alles, was noch kommen wird. Für mich war der Freiwilligendienst definitiv die richtige Entscheidung.

Oder anders gesagt: Ich bin sehr froh, dass ich meinen Koffer erst in 2,5 Monaten unter meinem Bett hervorholen, meine Sachen in der Wohnung einsammeln und vor allem meinen Freunden auf Wiedersehen sagen muss. Und vor allem bin ich mir sicher, dass auch dieser Moment viel zu schnell kommen wird.

Lisa

Lisa verbringt ihren Freiwilligendienst bei Care2Travel, ihr Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union.