Linda in Cloughjordan, Irland // 1. Bericht

Hello, ich bin Linda und 19 Jahre alt. Seit ungefähr Anfang diesen Jahres hatte sich nach und nach die Idee in meinem Kopf gefestigt nach meinem Abitur für eine Zeit ins englischsprachige Ausland zu gehen. Um ehrlich zu sein hat mir die Vorstellung in ein anderes Land zu gehen, wo ich nichts und niemanden kenne und wo die Sprache nicht meine Muttersprache ist immer ziemliche Angst bereitet. Doch letztendlich war der Drang diese Angst zu überwinden und völlig neue Erfahrungen zu machen einfach zu groß.

Nach einigen Wochen der Überforderung mit all den verschiedenen Möglichkeiten einen Auslands-Freiwilligendienst zu absolvieren und der Angst keinen passenden Platz mehr abzukommen, wurde ich schließlich bei The Night Orchard in Irland angenommen. Ich habe mich so sehr gefreut und jetzt, nachdem ich bereits über zwei Monate hier bin, kann ich sagen, dass ich das allerbeste Projekt abbekommen habe und das der ESK das perfekte Program für mich ist. Warum das so ist, werde ich Euch jetzt erzählen!

Ich denke am allermeisten liebe ich die Menschen hier. Ich wohne mit vier weiteren Freiwilligen zusammen in einem wunderschönen Steinhaus. Sie kommen aus Kroatien, Italien und Irland und sind alle super lieb, lustig und by the way alle viel älter als ich. Unser Zusammenleben klappt bisher sehr gut, wir können uns gegenseitig alles erzählen und lieben es Zeit miteinander zu verbringen. Gleichzeitig respektieren wir aber auch die Grenzen der anderen und es ist völlig in Ordnung sich in sein Zimmer zurückzuziehen, wenn man genug hat. Auch unsere MentorInnen sind ganz tolle Menschen, die wirklich versuchen uns hier die beste Zeit zu ermöglichen. Das Motto ist „Alles muss Spaß machen!“ Dazu gehört, dass sie uns in die weitere Community in Cloughjordan (so heißt der kleine Ort hier) integrieren. In den ersten Tagen und besonders als ich das erste mal durch Cloughjordan gelaufen bin, war ich regelrecht überrascht, wie offen und herzlich die Menschen auf uns Neuankömmlige reagieren. Vielleicht liegt es daran, dass es eben nicht so viele Mesnchen gibt und so jedes neue Gesicht große Freude darstellt… Immer wieder gehen wir auf Partys oder sonstige Zusammenkünfte, wo wir immer neue Leute kennenlernen und jede Menge Spaß haben.

Neben dem Privileg, dass mein Freiwilligendienst gänzlich von der EU finanziert wird und ich mir so um nichts Sorgen machen muss, liebe ich es, dass der ESK mich als Freiwillige und meine persönliche Entwicklung in den Fokus rückt und ich eben nicht nur zum Arbeiten hier bin. Letzteres ist, denke ich, aber in meinem Projekt auch nochmal besonders ausgeprägt. Wir lernen hier wirklich breitgefächerte und fürs Leben wichtige Fähigkeiten, wie zum Beispiel kochen oder das Bauen von Dingen und der Umgang mit den dafür notwendigen Geräten. Dadurch das „well being“ eines der Prinzipien des Projektes ist, nehmen wir als Team kickboxing Unterricht. Die ersten Wochen haben wir wöchentlich Feldenkrais praktiziert, das ist eine Bewegungsform, die uns zu mehr Bewusstsein über unseren Körper verhilft.
Ein weiteres Highlight unserer wöchentlichen Routine ist unsere Session mit Jeanne (eine unserer MentorInnen). Mit ihr arbeiten wir mit Pflanzen und Kunst: Wir stellen unsere eigene natürliche Medizin her und lernen künstlerisch, was die verschiedenen Pflanzen in Jeannes wunderschönem Garten ausmachen. Dazu geht es auch hier sehr viel darum, sich selbst bzw seine Konstitution besser kennenzulernen um herauszufinden, wie man sich selbst optimal mit den Pflanzen unterstützen kann.

Aber natürlich ist The Night Orchard immer noch ein SozialUNTERNEHMEN, das bedeuted, dass es tatsächliche Arbeiten gibt, die tagtäglich erledigt werden müssen. An dem Standpunkt des Unternehmens, an dem sich auch unser Haus befindet, gibt es eine Menge Hühner. Jeden Tag ist eine von uns dafür verantwortlich die Eier einzusammeln, zu reinigen und zu verpacken, sodass sie fertig für den Verkauf sind. Natürlich wollen die Hühner auch gefüttert und getränkt werden und einmal in der Woche machen wir zusammen die „Chickencoops“ sauber und versetzen diese sowie die Zäune, sodass die Hühner immer frisches Gras unter ihren Füßchen haben. Dabei ist es immer wunderbar diese lustigen kleinen Gestalten zu beobachten, die auch mal gerne gestreichelt werden und niemals aufhören dich neugierig „anzupicken“…
Des Weiteren gibt es hier eine kleine Auster-Pilzzucht. Übliche Aufgaben sind also das Präperieren der Pilze in Plastikeimern, das Einsammeln der verschrumpelten Pilze oder auch das Dehydrieren der Pilze, da The Night Orchard sowohl frische als auch getrocknete Pilze verkauft.

Vor kurzem haben wir die Apfelsaison beendet. Für ein paar Wochen war der Fokus sehr auf die Apfelsaftpresse gerichtet. Wir haben also verschiedene Obstgärten besucht und dort Äpfel gesammelt. Dann haben wir diese gepresst und anschließend den Saft pastorisiert und in Flaschen abgefüllt. Es war sehr schön den ganzen Prozess vom klettern auf die Bäume um sie zu schütteln bis zur fertigen Apfelsaftflasche zu durchleben und sich so wirklich mit dem Produkt zu verbinden.

Auch in die social media Arbeit werden wir mit einbezogen. Ich habe einen Instagramaccount für The Night Orchard eröffnet, auf dem ich von nun an wöchentlich Fotos und Videos über das Projekt posten werde. Video editing macht mir jede Menge Spaß und ich freue mich sehr, dass ich das nun im Rahmen des Projektes für das Unternehmen machen und mit Sicherheit noch jede Menge dazulernen darf.

Unsere MentorInnen sind sehr darauf bedacht uns auch andere schöne Orte in Irland zu zeigen. So machen wir ab und zu Ausflüge, zum Beispiel waren wir beim berühmten Cliff of Moher. Der Tag an dieser beeindruckenden Küste mit anschließendem Betrachten des Sonnenuntergangs am Strand war bisher einer meiner liebsten.

Natürlich gibt es immer wieder herausfordernde Situationen; sei es die Sprachbarriere oder dass ich an vielen Stellen lernen muss selbstständiger zu leben, offener zu werden und zu akzeptieren, wenn ich eben dies nicht immer schaffe.. Aber alles in allem bin ich einfach nur glücklich und dankbar hier zu sein und teihaben zu können an diesem Projekt von dessen Sinn ich überzeugt bin.

Linda

 

Linda ist Teil des Projekts „Wild Abundance“, welches von der Aufnahmeorganisation The Night Orchard organisiert und vom Europäischen Solidaritätskorps und der Irischen Nationalagentur Leargas finanziert wird.