Lena in Preili, Lettland // 2. Bericht

Laimigu Jauno Gadu!

Den Winter in Lettland würde meine Mitbewohnerin so beschreiben: „Es hat seit Ende November nicht mehr aufgehört zu schneien?!“ Also wenn man kein Fan von Schnee und Kälte ist, dann könnte ein längerer Aufenthalt im lettischen Winter problematisch werden. Allerdings sind die Temperaturen von bis zu minus 16 Grad tagsüber mit dem richtigen Kleidungsstil (ich empfehle den Zwiebellook mit Thermostrumpfhosen) wirklich machbar. Woran ich mich gewöhnen musste, war die Tatsache, dass die Sonne im Dezember erst um 9:00 Uhr aufgeht und um kurz nach drei schon wieder untergeht. Dadurch hat man schon um ein Uhr mittags das Gefühl, dass der Tag eigentlich gleich wieder vorbei ist, was die Nächte viel länger wirken lässt.

Rückblickend löst der Dezember widersprüchliche Gefühle bei mir aus: Einerseits konnte ich mich auf Weihnachten und meine Familie freuen, die ich besuchen würde, die geschmückten Straßen bewundern und das allgemeine Weihnachtsgefühl in der Vorschule dank piparkukas und Weihnachtsliedern genießen. Andererseits war der Dezember auch eine Herausforderung für mich, weil mehrere Erzieherinnen krankheitsbedingt ausgefallen sind und ich somit oft die alleinige Verantwortung für die Kinder hatte. Da kam mir der Besuch in Deutschland über Weihnachten gerade richtig und meine Familie machte mir die Rückkehr nach Lettland leichter, in dem sie mich zurück nach Preili begleiteten. Preili ist jedoch nicht sehr groß, weshalb meine Familie nach einem kurzen Spaziergang durch den Park schon wieder in Richtung Riga aufbrach.

Mit dem neuen Jahr kamen auch einige Veränderungen: Ich muss nicht mehr ausschließlich in der Gruppe mit den zwei- bis dreijährigen Kindern arbeiten, sondern konnte in der zweiten Januarwoche endlich auch die älteren Kinder kennenlernen. Von nun an arbeiten meine Mitbewohnerin und ich beide in der Vorschule, sodass wir uns jede Woche mit den Gruppen abwechseln. Das war für mich eine sehr erfreuliche Nachricht, da die Arbeit mit den Kleinsten teilweise energieraubend und anstrengend ist. Zusätzlich gebe ich jetzt zweimal die Woche zwanzig Minuten Englischunterricht für die vier- bis siebenjährigen Kinder, was mir bisher viel Spaß bereitet. Außerdem habe ich nun die Chance, auch die Schulkinder etwas kennenzulernen, weil ich den Sportlehrer mit der 1./2. und 3./4. Klasse an zwei Tagen in den Wald begleite. Dort dürfen die Kinder toben, auf Bäume klettern, Löcher graben und ihre selbstgebauten Klettergerüste benutzen. Ab und zu lernen die Kinder auch etwas über den Wald und dessen Bewohner oder sie helfen dem Sportlehrer, Bäume zu fällen und Hütten zu bauen. Es ist wirklich schön, zu sehen, wie sehr sich alle Kinder, egal welchen Alters, über den Wald freuen und dort Zeit verbringen zu können.

Die Verständigung auf Lettisch wird mit der Zeit zum Glück auch besser, da ich mittlerweile meistens weiß, was die Kleinsten wollen oder brauchen. Sprechen ist zwar noch immer schwierig, da es im Lettischen SOOO viele Fälle und verschiedene Endungen gibt, aber ich verstehe nun immer öfter, über was die Erzieherinnen reden.

An einem Wochenende im Januar unternahm ich einen Ausflug nach Daugavpils, der zweitgrößten Stadt Lettlands, die nur etwa eine Stunde mit dem Bus von Preili entfernt liegt. Dort sah ich mir einige Kirchen an, kaufte im Maxima XXL ein und besuchte das Mark-Rothko-Museum. Allerdings ist selbst die zweitgrößte Stadt Lettlands mit knapp 90.000 Einwohnern nicht sehr groß, weshalb es mich am nächsten Wochenende doch wieder nach Riga zog. Nach einigen Wochen im ruhigen und abgelegenen Preili freut man sich besonders, in Riga einen Film im Kino anzusehen, durch die verschiedenen Malls und Einkaufspassagen zu schlendern und einen Kuchen im Café zu genießen. Da lohnen sich die dreieinhalb Stunden Busfahrt jedes Mal wieder aufs Neue!

Der Februar erreichte uns leider mit schlechten Nachrichten. Nachdem wir seit meiner Ankunft keine weiteren Coronafälle hatten, so bleiben wir leider auch in Preili nicht von der Pandemie verschont. Nachdem zwei der Erzieherinnen positiv auf das Virus getestet wurden, pausiert nun die gesamte Vorschule für eine Woche, weil die Kinder nicht getestet werden (können). Meine Mitbewohnerin und ich hatten glücklicherweise negative Testergebnisse und ich nutze nun die Zeit, um einen Ausflug weiter nach Norden, nämlich nach Helsinki zu machen!

Lena

Lena ist Teil des durch Preiļi izglītotai Latvijai organisierten Projekts „Preili Free school – place for personality growth“, welches von der Agency for International Programs for Youth of the Republic of Latvia und dem Europäischen Solidaritätskorps gefördert wird.