Katharina in Bassano del Grappa, Italien // 2. Bericht

Nun bin ich tatsächlich schon seit 7 Monaten in Italien.

Je mehr man sich einlebt, desto schneller vergeht die Zeit… Nun liegen noch 2 ½ Monate vor mir und so langsam werde ich wehmütig. Ich lerne immer mehr wundervolle Menschen kennen, habe immer mehr tolle und inspirierende Begegnungen, aber gleichzeitig ständig das Wissen im Hinterkopf, dass das Leben, das ich mir hier aufbaue, nicht von Dauer sein wird. Es war wirklich nicht immer einfach hier zu sein, meinen Platz in meiner Arbeitsstelle finden, Freundschaften aufzubauen und nicht ständig frustriert zu sein, weil man die Sprache immer noch nicht gut genug sprechen kann.

Trotzdem weiß ich, dass mich diese Erfahrung schon sehr viele Dinge gelehrt hat. Über mich selbst als auch über andere und ich bin immer wieder dankbar, dass ich diese Möglichkeit des ESKs bekommen habe! Das ist wahrscheinlich auch eines der wertvollsten Dinge, die ich gelernt habe: dankbarer sein. Durch meine Arbeit habe ich einiges über schwierige Schicksale von Kindern gelernt und auch durch Gespräche mit Geflüchteten habe ich erfahren, was manche Menschen in ihrem Leben schon alles erleiden mussten. Ich habe gelernt, dass man bei vielen Menschen nur eine Fassade sieht, hinter der sich sehr viel Leid verstecken kann. Von jetzt an schenke ich Menschen mehr Mitgefühl, habe gelernt zuzuhören und zudem gelernt Vorurteile, die ich hatte, zu hinterfragen und abzulegen.

Ich bin glücklich eine Mitbewohnerin zu haben, mit der ich mich gut verstehe. Ich bin dankbar zu wissen, dass es hier Menschen gibt, die sich um mich sorgen, obwohl sie mich gar nicht gut kennen und ohne zu zögern Teil einer Gemeinschaft gemacht haben. Über mich selbst habe ich gelernt, dass ich nicht ohne das Gefühl von Zugehörigkeit und Zwischenmenschlichen Verbindungen glücklich sein kann. Ich weiß jetzt, dass ich ein extrovertierter Mensch bin. Ich tanke meine Energie dadurch auf mit anderen Menschen (, bei denen ich mich wohl fühle,) Zeit zu verbringen. Am Anfang meiner Zeit war ich sehr oft allein und hatte niemandem, dem ich mich anvertrauen konnte. Dieses Gefühl von Einsamkeit war furchtbar und ich hätte nicht gedacht, dass ich mich jemals richtig wohl hier in Italien fühlen würde.

Ich freue mich noch so sehr auf die letzte Zeit, die vor mir liegt und habe vor das Beste daraus zu machen! Endlich scheint auch COVID langsam zu verschwinden und jetzt werde ich auch mehr von Italien zu sehen bekommen (Abgehakt habe ich schon: Padua, Verona, Venedig, dank COVID waren diese sonst sehr touristischen Städte auch ziemlich leer. Auf meiner Liste für die letzte Zeit stehen noch: Garda See, Comer See, Mailand, Genua, Florenz. Für den Süden Italiens habe ich leider nicht genug Zeit, aber mit meiner Mitbewohnerin habe ich schon fest abgemacht, dass wir zusammen zurückkommen und Interrail in Italien machen werden!!!)

Eine letzte große Erkenntnis, die ich mittlerweile auch gemacht habe: in meinem Herzen bin ich Italienerin…

Katharina

Katharina ist Teil des Projekts INPATH. INTELLIGENT PATHWAYS FOR A BETTER INCLUSION, welches durch das Europäische Solidaritätskorps und die italienische National Agentur Agenzia Nazionale per i Giovani gefördert wird.