Juliusz in Vinnytsia, Ukraine // Abschlussbericht

Hej, mein Name ist Juliusz, ich bin 19 Jahre alt und ich komme aus Leipzig. Mit 18 habe ich direkt nach meinem Abitur einen 9-monatigen ESK-Auslandsdienst in Winnyzja, in der Ukraine begonnen. Es war das erste Mal, dass ich weg von meiner Familie gelebt habe, und dann auch noch im Ausland. Es war ein großer Schritt für mich, aber im Endeffekt war meine Motivation größer, als meine Ängste. Ich wollte einfach in die Ukraine.

Seit ich ein Kind war, gab es bei uns zu Hause alte russische und tschechische Kinderserien zu sehen, polnische Geschichten zu hören und jugoslawische und ukrainische Musik zu hören. Besonders ukrainische und polnische Volksmusik bekam ich sehr viel zu hören und ich begann die ukrainischen Texte zu lernen und die Melodien auf dem Akkordeon und dem Klavier zu spielen. Ich fühle mich einfach zu diesem Land hingezogen.

Somit fiel die Entscheidung einen ESK-Auslandsdienst in der Ukraine zu machen relativ schnell, da das die unkomplizierteste, als auch billigste Option zu sein schien. Meine Sendeorganisation war NaturKultur aus Bremen, und gearbeitet habe ich bei der ukrainischen NGO Pangeya Ultima aus Winnyzja. Dort waren meine Aufgaben sehr vielfältig und zahlreich.  Erstens war eine meiner Hauptaufgaben einen kostenlosen Deutsch-Sprachklub für Ukrainer zu führen, später auch zusammen mit Franziska, einer anderen Freiwilligen aus Deutschland. Das war sehr interessant; zum einen die Sprachbarriere zu überwinden und zum anderen sich mit der eigenen Sprache auseinanderzusetzen.

Außerdem bekamen alle Freiwilligen (wir waren immer zwischen 6 und 8 Freiwillige) einmal pro Woche Ukrainischunterricht. Das war für mich persönlich eine der schönsten und erfüllendsten Aktivitäten dort. Auch allein habe ich weiter Ukrainische gelernt und ich habe jede Möglichkeit, auf der Straße, auf dem Markt, im Imbiss, genutzt, um Ukrainisch zu sprechen und so kam ich auch sehr zügig voran.

Eine weitere Beschäftigung war die Mithilfe im Eco-Center in Stina, einem kleinen Dorf mit 500 Einwohnern nahe der moldawischen Grenze. Der Sinn dieses sogenannten Eco-Centers ist es Sommercamps zu veranstalten, touristische Tagesreisen anzubieten, also generell Leben ins Dorf zu bringen und den Lokaltourismus zu fördern. Als ich dort war haben wir vor allem körperliche Arbeit geleistet, wir haben Löcher gegraben, Beton gemischt und sogar Wände hochgeziegelt, um bei der Renovierung eines weiteren Hauses zu helfen.

Daneben habe ich Artikel geschrieben, Videos gefilmt, Interviews durchgeführt, bei Präsentationen geholfen und so weiter. Bei allen Aufgaben habe ich viel gelernt und reichlich nützliches Wissen mitgenommen.

Von meiner Arbeit abgesehen habe ich mich in Winnyzja sehr gut eingelebt und war generell sehr selbstständig unterwegs. Ich hatte einige Ukrainische Freunde, mit denen ich auch heute noch kommuniziere. Jedoch bereue ich es ein wenig, dass ich mich meistens nur im Freiwilligenumfeld befand. Dort gab es natürlich auch Ukrainer, aber ich denke ich habe eine Chance verpasst, mich mit der lokalen Gemeinschaft anzufreunden, die ich allerdings eines Tages sicherlich nachholen werde.

Dann, am 24. Februar ging der russische Überfall auf die Ukraine los, doch ich hatte das Land zum Glück schon 2 Tage vorher verlassen, um Urlaub in Deutschland zu machen. Mein Projekt endete,  dank meiner Sende- und meiner Aufnahmeorganisation nicht, und ich konnte mich in Deutschland engagieren, in dem ich vor allem für Ukrainische Flüchtlinge übersetzte. Somit konnte ich meinen Dienst trotzdem, „normal“ abschließen, wofür ich sehr dankbar bin.
Der Krieg belastet mich natürlich. Ich denke, es ist jetzt die Zeit gekommen, den Leuten die Pracht der ukrainischen Kunst, Kultur, Sprache, Folklore, Geschichte zu zeigen.

Dieses Projekt war ein wunderbares Erlebnis, und erst der Anfang meiner Arbeit mit und in der Ukraine. Ich kann es nur wiederholen: Ohne die Ukraine wäre die Welt ein trauriger Ort.
Хай  живе Україна!

Juliusz

Juliusz verbrachte sein ESK Projekt bei Pangeya Ultima und ist Teil des Projekts  “Volunteers for a Green Future”, finanziert durch das Europäische Solidaritätskorps und JUGEND für Europa.