Julia in Tbilisi, Georgien // 1. Bericht

In den frühen Morgenstunden des 15. Septembers kam ich gemeinsam mit meiner Mitfreiwilligen Johanna nach einer langen Reise und einer noch längeren Vorbereitungszeit endlich in Tbilisi an. Müde sind wir beide gegen 5:30 in unsere Betten gefallen.

Fast einen Monat später, am 14. Oktober, haben wir und andere Freiwillige unsere Augen nicht in unseren Betten geschlossen. Auf Isomatten und in Schlafsäcken eingekuschelt lagen wir auf einem Berg eineinhalb Autostunden nördlich von Tbilisi. Das Letzte, was wir sahen, bevor wir eingeschlafen sind, war der sternenbehangene Himmel Georgiens.

Doch das ist nicht das einzige besondere Erlebnis, das ich in meiner bisher kurzen Zeit in Georgien erleben durfte.

Mein Name ist Julia, ich bin 18 Jahre alt und seit September als Freiwillige für Droni und Go Group in Tbilisi, der Hauptstadt Georgiens. Primär arbeite ich bei Go Group, einer Medienplattform, die unter anderem die Internetseite JamNews betreibt. JamNews ist ein Mediennetzwerk, welches aus dem ganzen Kaukasus berichtet.

Bevor ich nach Georgien kam und auch seitdem durfte ich mich schon oft der Frage stellen: Warum Georgien? Und warum jetzt fast ein ganzes Jahr Freiwilligendienst in einem Land, welches mir komplett unbekannt ist, anstatt einfach eine Ausbildung zu machen oder zu studieren?

Schon am Ende der 10. Klasse wurde mir klar, dass ich nach meinem Schulabschluss nicht direkt ins Studium oder eine Ausbildung starten wollte. Stattdessen war mir wichtig, neue Erfahrungen sammeln zu können, neue Kulturen kennenzulernen und mir selbst die Probe zu stellen, wie ich damit klarkomme, ein paar Tausend Kilometer entfernt von meinem alten Umfeld zu sein und plötzlich einen vollkommen neuen Alltag bestreiten zu müssen.

Nachdem ich mich lange über verschiedene Angebote informiert hatte, habe ich zufällig auf Social Media Werbung für den europäischen Solidaritätskorps bekommen. Nachdem ich lange die Seite des Solidaritätskorps nach passenden Angeboten durchforstet habe, bin ich schließlich auf GoGroups Angebot gekommen – für zehneinhalb Monate in der Hauptstadt Tbilisi leben und in einer Redaktion arbeiten können.

Seit langem schon habe ich ein großes Interesse an Journalismus. Zu Schulzeiten war ich Teil der Schülerzeitung und wollte da schon wissen, wie es ist, in einer professionellen Redaktion zu arbeiten. Nachdem ich also GoGroups Angebot sah, begann ich, mich mehr über Georgien zu informieren. Zugegeben: davor hatte ich nicht sonderlich viele Berührpunkte mit dem sogenannten Balkon Europas.

Doch bei meiner Recherche wurde mir eines klar: ich möchte unbedingt nach Georgien! Die wilde Natur des Kaukasus, eine einzigartige Sprache mit komplett eigener Schrift, sowie eine hochgepriesene Landesküche – all dies überzeugte mich immer mehr von Georgien.

Nach einer langen Vorbereitungszeit bin ich also Mitte September endlich hier angekommen. Seitdem sind so viele Dinge passiert und doch verging die Zeit hier wie im Flug für mich.

Gemeinsam mit den Freiwilligen haben wir die Tbilisi erkundet, erste Fortschritte beim Georgisch lernen gemacht und Städte und Regionen um Tbilissi herum besucht. Als nun ehemaliges Dorfkind ist es für mich spannend, in der dynamischen Hauptstadt Tbilissi zu leben und dort Teil einer Community zu werden. Auch wenn die Stadt, besonders zur Rush Hour, chaotisch werden kann, bewahrt sie doch immer ihren jahrhundertealten Charme.

Vieles war anfangs ungewohnt. So zum Beispiel die vielen Märkte, auf denen man wirklich alles, von Lebensmitteln bis Elektronik erwerben kann. Aber auch die Marshrutkas, Minibusse, mit denen man günstig durch Tbilisi und durch den ganzen Kaukasus fahren kann, waren für mich neu. Und nicht zuletzt die georgische Sprache, die mit keiner großen Sprachfamilie dieser Welt verwandt ist.

Doch trotzdem lebt man sich schnell ein und findet fix feste Routinen, um sich an das Leben hier anzupassen.

Anfangs war ich vor allem bei Droni im Büro und habe dort bei Büroaufgaben ausgeholfen. Währenddessen gab es von Droni viele Workshops, zum Beispiel über die Verwendung von Canva und WordPress. In meiner zweiten Woche hier durften wir außerdem gemeinsam mit Droni in die Stadt Dmanisi ganz im Süden des Landes fahren. Die antike Stadt, in der die ältesten menschlichen Überreste Europas gefunden wurden, feierte ein Stadtfest und wir durften die Bewohner über das ESK informieren.

Kurz danach ermöglichte Droni es uns, Jugendaustausche für die europäische Union zu organisieren. Mit was sich die Austausche befassen sollen, konnten wir ganz frei entscheiden. Nach ein paar langen, langen Tagen im Büro reichten wir schließlich pünktlich kurz vor der Deadline alle Berichte ein.

Seit der Fertigstellung meines Jugendaustausches arbeite ich hauptsächlich für JamNews. Ich betreue JamNews‘ YouTube Kanal, schneide Reels und schreibe meine ersten eigenen Artikel. Mir gefällt die Arbeit bei JamNews sehr und ich freue mich über die Möglichkeiten, meine journalistischen Fähigkeiten verbessern zu können. Seitdem ich hier bin, konnte ich mir schon Adobe Premiere Pro aneignen, sowie meine Photoshop Fähigkeiten wesentlich verbessern.

In der Zukunft werde ich bei JamNews die Möglichkeit haben, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Zwar spiele ich schon mit ersten Ideen wie einem kurzen Dokumentarfilm, was genau es am Ende wird, wird sich jedoch noch herausstellen.

An den Wochenenden sind wir Freiwilligen schon viel rumgereist. Gemeinsam haben wir das kleine Dorf Choki in den Bergen Mzchetas-Mtianetiens im Nordosten des Landes erkundet, haben die Resortstadt Borjomi besucht, sind nahe Tbilisi gewandert und haben, wie anfangs schon erwähnt, unter freiem Himmel nahe Sioni übernachtet und am nächsten Tag eine Wanderung zum Sionisee unternommen.

Noch nie zuvor bin ich so oft hintereinander wandern gegangen – es ist aber jedes Mal eine wahre Freude, die Natur Georgiens entdecken zu können.

Ich bin mir sicher, dass die nächsten achteinhalb Monate noch viele weitere Entdeckungen bereithalten werden. Egal ob in Tbilisi, Georgien oder dem gesamten Kaukasus – es gibt noch viel zu sehen!

Schon in ein paar Tagen werden wir bei unserem On-Arrival Training die georgische Resortstadt Bakuriani und viele neue Freiwillige kennenlernen.

Ich bin gespannt, was die nächsten Monate bereithalten!

ნახვამდის und bis bald!

Julia

 

Julia verbringt ihren Freiwilligendient bei GoGroup mit Unterstützung von Youth Association DRONI, ihr Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union.