Jana in Tbilisi, Georgien // Abschlussbericht

Mit diesem Bericht beende ich nun mein ESK bei Droni und JAM News in Georgien offiziell.

Zehneinhalb Monate habe ich in Tbilisi gelebt. Nach dieser Zeit kehre ich jetzt wieder zurück in meine Heimatstadt Münster mit neuen Fähigkeiten, Freundschaften und Erfahrungen. Während der Abizeit vor einem Jahr wurde mir bewusst, dass ich nicht direkt studieren, sondern reisen und gleichzeitig etwas Produktives machen, neue Fähigkeiten erlernen und generell einfach auf eigenen Beinen stehen will. Ich habe damals viel im Internet recherchiert und hab auch mit vielen Personen über ihre Zukunftsideen geredet, wodurch ich vom ESK erfahren habe. Für mich war sofort klar, dass ich daran teilnehmen will. Als ich mir verschiedene Programme angeschaut habe, kam ich auf diesen ESK Dienst in Georgien und war sofort verliebt. Je mehr ich von der Projektbeschreibung und über das Land gelesen habe, desto klarer wurde mir, was ich das nächste Jahr machen wollte. Also habe ich allen erzählt, dass ich nach Georgien gehen werde. Noch genau vor einem Jahr hatte ich meinen Abiball und freute mich auf das kommende Jahr. Das war eine ganz andere Welt.

Meine letzten zwei Monate hier sind von Freunden, Reisen, neuen Erfahrungen sowie auch von vielen traurigen Abschieden gekennzeichnet. Ich bin dankbar, Georgien durch den ESK erkundet zu haben. In den letzten Monaten habe ich versucht so viel Schönheit vom Land aufzusaugen, wie ich nur konnte. Ich habe die Region namens Imereti sehr gründlich erkundet und wunderbare Sehenswürdigkeiten wie Kutaisi, die drittgrößte Stadt Georgiens; Tskaltubo – ein verlassenes Sparesort mit unglaublich vielen wunderschönen verlassenen Gebäuden; Chiatura, welches im 19. Jahrhundert das Zentrum des Manganedzabbaus war; Prometheus Höhle, Vani, eine natürliche Schwefelquelle sowie auch die Katskhi Säule mit der beeindruckendsten Klippenkirche der Welt.

Es war schön noch ein letztes Mal mit Freunden reisen zu können und unsere jeweiligen Bucketlists abzuhaken. Dazu gehörten unter anderem der Botanische Garten in Batumi, die Truso Tal Wanderung in Kasbegi, in Tsikhisdziri am Strand direkt am Meer zu zelten und den Martvili Canyon nähe Kutaisi. Vardzia habe ich ein weiteres Mal besucht und es bleibt immer noch in meinen Top drei Sehenswürdigkeiten Georgiens! In den letzten zwei Monaten kamen auch so einige Ereignisse auf mich zu, auf die ich mich seit Ewigkeiten gefreut hatte. Zum Beispiel das „Tbilisi Open Air 2023“ war wirklich toll. Schon in den ersten Monaten des neuen Jahres hatten wir dreitägige Tickets für das größte Festival in der Kaukasus Region gekauft. Es war ganztägig und hatte auch viele bekannte Musikgruppen und Sänger, wie Tom Odell, Kaleo, Bedford falls, etc. Meine ersten Konzertbesuche haben auch während meines Freiwilligenjahres stattgefunden, sodass Georgien nicht nur ein Land voller Reiseziele, Arbeit und Freundschaften, sondern auch ein Land geprägt von musikalischen und künstlerischen Eindrücken für mich geworden ist.

Dennoch glaube ich, dass meine liebste Erinnerung der Guria Urlaub mit Konrad bleiben wird. Es war perfekte Frühlingsstimmung und noch nie sah ein Ort so schön grün aus. Schon davor habe ich gehört, dass keine andere Region so schön strahlt, wie diese. Aus der rasenden Großstadt Tbilisi in das kleine, noch nicht von Touristen überflutete Ureki zu fahren hat sich erfrischend und entspannend angefühlt. Es war eine ganz andere Welt und so einen intensiven Gefühlseindruck hatte ich bis jetzt noch nie. Generell bleibt jede einzelne Reise mit meinen neugefunden Freunden in meinem Herzen.

Außerdem hat mir das Jahr geholfen, meine Computer Skills um einiges zu verbessern. Dank JAM News und Droni habe ich viele neue Programme entdeckt und nützliches gelernt, wie z.B. die Bearbeitung von Video, Sound und Bild sowie auch das Arbeiten mit WordPress, Canva und Adobe. Am meisten gefiel es mir, die Website von Droni zu verwalten und eigene Artikel für JAM News schreiben zu können. Deutlich anstrengender war das Schreiben von den Untertiteln für die langen politischen Youtube-Videos. Nicht, weil es mir nicht gefallen hat, sondern weil ich mich zum ersten Mal mit politischen Begriffen im Russischen befasst habe und es mir am Anfang echt schwerfiel. Nach einigen Videos hatte ich aber den Dreh raus und hatte auch großes Interesse daran, mehr über die politische Lage innerhalb Georgiens sowie außerhalb zu lernen. Ich habe es geschätzt, so viel Freiheit in meiner Arbeit zu haben, sodass ich mich selbst entwickeln und meine Präferenzen im Design durchsetzen konnte.

Ich bin dankbar in diesem Jahr viele nette Kolleg*innen gehabt zu haben in Droni sowie auch in JAM News. Die Bekanntschaften mit den verschiedenen Mitarbeiter*innen oder Freiwilligen behalte ich ganz tief im Herzen.

Auch konnte ich viel übers Zusammenleben lernen, weil ich zuvor bei meinen Eltern gelebt habe und noch nicht mit anderen, zunächst fremden Personen. Ich habe gelernt, dass Kooperation sowie Kommunikation wichtige Aspekte des Zusammenlebens sind. Es gab gute, wie auch schlechtere Momente, aber alles in allem waren es für mich komplett neue und beeindruckende Erfahrungen, die mir auch im Studentenleben weiterhelfen werden. In den letzten zwei Monaten hatten wir auch von Droni verstärkt Georgisch Unterricht, sodass ich

erst da wirklich realisiert habe, wie unterbewusst man die Sprache im Alltag aufsaugt. Mit unserer neuen Sprachlehrerin haben wir uns besonders auf Alltagsgespräch und nützlichen Dialog fokussiert. Nicht nur Georgisch konnte ich mir dieses Jahr aneignen, sondern auch mein Russisch und Englisch habe ich verbessern können. Da mich Sprachen wirklich sehr interessieren, bin ich in diesem Aspekt total begeistert von meinem Freiwilligendienst. Besonders der multikulturelle Aspekt, den man während des ESKs miterlebt, ist echt unglaublich! Vom selbstständigen Leben in diesem Jahr konnte ich auch lernen auf eigenen Beinen zu stehen, für mich selbst zu sorgen und selbst Pläne und Projekte zu organisieren. Jedes Projekt an dem ich teilnehmen durfte (ESC Caravan, Umweltprojekte, Events im Social Space, etc.) hat mir echt Spaß gemacht. Gerade das Öko-Festival Ende Juli, das wir in den letzten zwei Monaten mitorganisieren durften, hat mir besonders gefallen. Dort habe ich Malin bei ihrem Workshop geholfen und konnte auch an den anderen Workshops teilnehmen, wie beispielsweise aus Pappbechern Hüte zu basteln oder Postkarten mit Blättern zu machen. Für mich war das ein Flashback zu dem allerersten Droni Projekt, bei dem ich im Oktober mitgemacht habe. Auch das hat mir gezeigt, wie schnell die Zeit verfliegt und dass man wirklich aus allem das Beste machen sollte!

Mit ein paar Freunden haben wir auch nochmal im Juni die Ma petite Planéte Umwelt Challenge gestartet, bei der wir im Februar teilgenommen haben. Dieses Mal haben wir aber selber die Initiative ergriffen und uns gegenseitig motiviert, Gutes für die Umwelt zu tun.

Während meines Aufenthalts gab es verschiedene Hindernisse und schwierigere Situationen bei der Arbeit, bei Projekten, etc., aber genau diese Aspekte haben Erfolge umso schöner wirken lassen. Mein neuerlangtes Wissen von den beiden Projekten werde ich auch in Deutschland beibehalten und auch in meinen Alltag integrieren!

Im August fliege ich wieder nach Deutschland und wende mich einer neuen Lebensetappe zu. Es gibt noch so Vieles, was ich entdecken wollte in Georgien, aber diese Reiseziele behalte ich mir noch für die Zukunft.

Nun will ich mich wirklich bei allen Menschen, die ich während meiner Zeit in Tbilisi kennengelernt habe, bedanken. Mein Freiwilligendienst bleibt als eines der schönsten Jahre, die ich erlebt habe, in meiner Erinnerung. Georgien habe ich auch wirklich ins Herz geschlossen und bin mir sicher, dass das kein endgültiger Abschied sein wird von diesem wunderschönen Land. Die Kultur, die Bräuche, die Menschen, die Traditionen – all das hat mein Jahr bereichert und unglaublich gemacht. Nach diesem Jahr kann ich wirklich sagen, dass ich ein offener, selbstsicherer und selbstständiger Mensch geworden bin. Mir hat es sehr geholfen, mit vielen neuen Menschen zu arbeiten, zu leben und generell Zeit in einer neuen Umgebung zu verbringen. Auch für die Zukunft bin ich sicherer geworden. Mir wurde klar, wie sehr mir Sprachen und generell Schreiben liegen, sodass ich unbedingt weiter in diese Richtung gehen will. Auch das Kreative und Künstlerische wird ein Teil von mir bleiben und vielleicht kann ich all meine Interessen später kombinieren. Durch die jetzigen Erfahrungen freue ich mich weiter auf die Zukunft und was mich in den nächsten Jahren erwartet.

Und an jeden, der auch überlegt, ein ESK zu machen: Mach es! Es ist toll, sich selbst etwas so Neues zuzutrauen. Ich kann einen Freiwilligendienst nur empfehlen, weil dieses Jahr eins meiner Besten und Glücklichsten jemals war!

Sakartvelos gaumarjos!

Eure Jana

Jana verbrachte ihren Freiwilligendienst in der Organisation Go Group Media mit Unterstützung von Youth Association DRONI. Ihr Projekt wurde kofinanziert von der Europäischen Union.