Isabella in Bari, Italien // 1. Bericht

Seit Ende November absolviere ich einen Freiwilligendienst der Europäischen Solidaritätskorps in Bari, Italien. Meine Einsatzstelle ist das „Bari International Gender Film Festival“. Doch dazu gleich mehr.

Die Reise – das Abenteuer beginnt

Am 23. November ging die große Reise los. Nach einem leicht traurigen und doch glücklichen Abschied ging es los. Große Reise ist hier tatsächlich wörtlich zu nehmen, denn aus gegebenem Anlass der Klimakrise hatte ich mich dazu entschieden, mit dem Zug anzureisen. Zu meiner Überraschung, gestaltete sich die Zugfahrt angenehmer als erwartet. Nach einer Nacht, in der ich mal mehr, mal weniger geschlafen habe, war ich schon in Basel und am Vormittag bereits in Italien. Stunden über Stunden vergingen und nach zähen 24 Stunden kam ich abends tatsächlich in Bari an. Ich wurde herzlich von Eleonora empfangen, die mich schon vor meiner Abreise mit MOH, der koordinierenden Organisation, begleitet hat. Sie zeigte mir meine Unterkunft für die Nacht und geschafft fiel ich ins Bett – allerdings nicht ohne mir vorher eine Pizza zu holen.

Hallo Bari!

Meine ersten Tage verbrachte ich damit, die Stadt kennenzulernen. Besonders begeistert war ich von der Altstadt – unglaublich pittoresk mit ihren kleinen Gassen. Mein besonderes Highlight: in einer Gasse sitzen alle zwei Häuser Nonnas und verkaufen selbstgemachte Nudeln. Ich hab mir natürlich direkt welche gekauft und es nicht bereut. Direkt an meinem zweiten Abend in Bari hatte ich die Möglichkeit meine Organisation ein wenig kennenzulernen. Es fand das „The Next Generation Short Film Festival“ Festival statt, dass italienische Nachwuchstalente in der Filmbranche auszeichnet. Der Abend war wirklich sehr schön und ich konnte schon viele Menschen aus der Organisation kennenlernen.

CopFestival

Bereits einige Wochen nach meiner Ankunft in Bari begann auch schon das Festival. Meine Aufgabe war es, einen Film über das Festival zu drehen und dafür Leute vor Ort zu interviewen. Die Aufgabe gefiel mehr sehr gut, weil sie perfekt zu meinen Interessen passte und auch die Herausforderung, Menschen auf italienisch zu interviewen, gefiel mir. Kurzum: ich war sehr gespannt auf das Festival. Als es dann soweit war, wurden meine Erwartungen keineswegs enttäuscht. Ich habe während dieser Woche so viele neue Eindrücke gewonnen und Künstler:innen entdeckt. Es war wirklich toll, wie divers die Filme und Künstler:innen waren und dass so viele unterschiedliche Lebensrealitäten ihren Weg auf die Leinwand geschafft hatten. Viele der Filme und Performances waren außerdem sehr inspirierend für mich als anstrebende Regisseurin. Besonders cool waren auch die DJ-Sets, die oft abends noch stattfanden.

Weihnachtszeit

Nach dem Festival machte ich mich an das Schneiden des Videos. Auf dem Festival musste ich feststellen, dass relativ wenige Menschen bereit waren, ein Interview zu geben. Trotzdem sind am Ende doch einige gute dabei rausgekommen und ich bin sehr zufrieden mit dem Video. Weihnachten rückte näher und ich packte meine Sachen, weil ich die Feiertage gerne bei meiner Familie verbringen wollte. Zurück ging es wieder mit dem Zug, wobei ich die Fahrt dieses Mal nicht so gut verkraftet habe, wie letztes Mal.

Auf ins neue Jahr

Anfang des neuen Jahres ging es wieder zurück nach Italien. Dort besprach ich mit Tita, der Direktorin des Festivals, meine Aufgaben für die nächste Zeit. Ich würde bei der Realisation eines Kurzfilms und einem Fotoworkshop für Jugendliche helfen und außerdem das Filmarchiv sortieren. Ich freute mich sehr auf meine neuen Aufgaben, aber bevor ich richtig loslegen konnten, kam leider…

…Corona

Wie gerne hätte ich diesen Teil meines Berichts nicht schreiben müssen, aber bei den Inzidenzen in Bari war es leider nur eine Frage der Zeit. Zum Glück hatte ich einen milden Verlauf, dennoch konnte ich mir Besseres vorstellen, als in meinem Zimmer zu sitzen, während draußen die Sonne schien. Mein Freund und ich versuchten das Beste aus der Zeit zu machen und bestellten oft Essen. Das wirkliche Drama war eigentlich gar nicht die Krankheit selbst, sondern die Bürokratie in Italien. Darüber könnte ich vermutlich nochmal einen ganzen Bereich schreiben. Mails, die man erhalten sollte, aber nie bekommen hat, Apotheken, die einem bei drei Besuchen drei unterschiedliche Aussagen geben und extrem überteuerte Schnelltests. Einen Genesenen-Zertifikat hab ich übrigens immer noch nicht.

Freiheit

Meine zurück eroberte Freiheit habe ich in den letzten Tagen vor allem mit kleinen Reisen innerhalb von Apulien genutzt. Ich war bereits in Polignano a Mare, Monopoli und Matera. Besonders Matera hat mich sehr begeistert. Auch bei meiner Einsatzstelle laufen neue Projekte an: Ich werde in einigen feministischen Kollektiven reinschnuppern, um mich für mein „Personal Project“ inspirieren zu lassen. Außerdem drehe ich zwei kurze Videos über Künstler:innen, die bei uns einen Gastaufenthalt machen und am Wochenende ist der Dreh unseres Kurzfilms.

Die letzten Monate waren wirklich ereignisreich – und ich hab keine Zweifel, dass die Nächsten ihnen nichts nachstehen werden.

Isabella

 

Isabella ist Teil des Projekts , welches von MOH Ente del Terzo Settore koordiniert und von AL.I.C.E. SOC.COOP.SOCIALE A R.L. ONLUS gehostet wird. Finanziert wird es vom Europäischen Solidaritätskorps.