Lena in Preili, Lettland // Abschlussbericht

Sveiki! Mani sauc Lena un es esmu no Ulmas (Ich bin Lena und komme aus Ulm). Vor ein paar Wochen bin ich von meinem Freiwilligendienst über den ESK aus Lettland zurückgekehrt. Dort lebte ich größtenteils zusammen mit einer anderen Freiwilligen in der kleinen Stadt Preili im Südosten des Landes und arbeitete in der Schule Preilu Briva Skola. In meinem Arbeitsalltag war ich allerdings meist umgeben von Kindern im Alter zwischen 1,5 und sieben Jahren, was dem Alter der Vorschulkinder entsprach.

Meine Hauptaufgabe war die Kinderbetreuung und –beaufsichtigung. Außerdem half ich den Erzieherinnen beim Vorbereiten von Bastelaktivitäten, beim Sport und bei allen sonstigen alltäglichen Aufgaben der Vorschulkinder. Zweimal die Woche war ich zuständig für den Englischunterricht der älteren Vorschulkinder. Da ich keinerlei Erfahrung als Englisch- oder Vorschullehrerin hatte, gestaltete sich dieser anfangs schwieriger als gedacht. Glücklicherweise lernte ich schnell, was den Kindern gefiel beziehungsweise welche Übungen gar nicht klappten und so wurde der Englischunterricht von Stunde zu Stunde besser. Einer meiner schönsten Momente war, als ein fünfjähriger Junge auf mich zukam, auf sein Bein zeigte und „leg“ sagte, obwohl ich ihnen das bereits Wochen zuvor versucht hatte, beizubringen. In solchen Augenblicken merkte ich, dass sich meine Mühe tatsächlich lohnte und bei den Kindern etwas von meinen Englischeinheiten hängen blieb, was mich sehr freute.

An zwei Tagen der Woche begleitete ich die Schulkinder in den Wald. Diese Stunden waren für mich besonders interessant, weil die Kinder (und ich) viel über den Wald und seine Bewohner lernten und Ausflüge durch den Wald unternahmen. Rückblickend würde ich sagen, dass ich meine gesamte Zeit in Lettland dazu nutzen konnte, mehr Kontakt mit der und in der Natur zu haben, was im hektischen Deutschland doch oft zu kurz kommt. Das lag allerdings auch an der Lage der Stadt Preili – der Lage im Nichts. Das konnte zwar ganz schön sein, weil ich meine Freizeit häufig für Spaziergänge nutzte, allerdings fühlte man sich ab und zu etwas abgeschottet von der Welt, vor allem ohne ein Auto. Besonders schwierig fand ich, dass Riga, die Hauptstadt Lettlands, in die es auch die meisten jungen Lettinnen und Letten zieht, knapp vier Stunden mit dem Bus entfernt lag. Deshalb gab es in Preili eher wenige Gleichaltrige, sondern vor allem ältere Menschen oder junge Familien, was den sozialen Kontakt mit anderen außerhalb des Projekts einschränkte. Ich würde jedem raten, sich gut über die Lage eines Projektes zu informieren und sich dementsprechend zu überlegen, ob man mit so einer Situation zurechtkommen würde.

In meiner Arbeitsstelle genoss ich viel Vertrauen durch die Erzieherinnen, was mich natürlich freute. Allerdings fühlte ich mich ab und zu überfordert, weil ich ohne pädagogische Vorkenntnisse mit mehreren Zweijährigen alleine gelassen wurde. Das führte jedoch dazu, dass ich sehr stressresistent geworden bin, Aufgaben selbstständiger in die Hand nehme und meinen Fähigkeiten mehr vertraue. Generell denke ich, dass ich sehr viel reifer und verantwortungsbewusster geworden bin – auch weil ich zum ersten Mal alleine beziehungsweise in einer WG gelebt habe.

Durch meinen Freiwilligendienst hatte ich die Möglichkeit, ein mir zuvor komplett unbekanntes Land zu erkunden, in dessen Traditionen, Bräuche und Lebensarten einzutauchen und die Schönheit und die wunderbaren Menschen dieses baltischen Staates zu entdecken. So bekam ich außerdem ein stärkeres Bewusstsein für die kulturellen Unterschiede in Europa und erhielt neue Perspektiven und Eindrücke durch meine Zeit in einer ungewohnten Umgebung und einer fremden Kultur.

Ein Projekt mit dem Europäischen Solidaritätskorps verbindet meiner Meinung nach Menschen aus verschiedenen sozialen Lagen und europäischen Ländern miteinander und stärkt das europäische Zugehörigkeitsgefühl. Ich finde es wunderbar, dass junge Menschen zu Lang- und Kurzzeitprojekten in Europa ermutigt werden, indem Freiwilligendienste über den ESK durch die EU gefördert werden. Obwohl meine Erfahrungen in meinem Projekt nicht nur positiv waren, empfehle ich trotzdem jedem, sich für einen Freiwilligendienst mit dem ESK zu entscheiden, weil ich unglaublich viele wertvolle Erkenntnisse und Fähigkeiten für die Zukunft lernen und mitnehmen konnte.

Lena

Lena war Teil des durch Preiļi izglītotai Latvijai organisierten Projekts „Preili Free school – place for personality growth“, welches von der Agency for International Programs for Youth of the Republic of Latvia und dem Europäischen Solidaritätskorps gefördert wird.