Lale und Luise in Thessaloniki, Griechenland // 1. Bericht

“While living in Greece, you will feel like your life has been flipped upside down. “:

Ein Airbnb-Gastgeber, der uns mit der Polizei droht; ein bellender Nachbar; völlig überfüllte Busse; Trips nach Sofia und Meteora, Karaoke Abende und unzählige nächtliche Treffen auf der Dachterrasse – das alles ist Teil unserer zweimonatigen Zeit hier in Thessaloniki.

Erst vor wenigen Tagen haben wir wieder einmal mit unseren hier gewonnenen Freunden reflektiert, wie unglaublich ereignisreich die letzten Wochen hier waren und wie schnell die Zeit verflogen ist. Auch wenn wir in den ersten Tagen nie gedacht hätten, dass dieses Haus so schnell zu unserem neuen Wohlfühlort wird und wir uns tatsächlich daran gewöhnen können, uns mit 25 anderen Menschen ein Haus zu teilen, so ist doch genau das passiert: Wir haben uns mittlerweile eingelebt, viele unserer Mitbewohner sind schon zu Freunden geworden und es fühlt sich wie zuhause an, wenn wir nach einem Wochenendstrip zurück in unsere Riesen-WG kommen.

Manchmal kann das Zusammenleben mit so vielen unterschiedlichen Leuten auch überfordernd oder anstrengend und sicherlich mussten und müssen auch wir erst lernen, damit umzugehen, dass wir deutlich weniger Privatsphäre haben, als wir es von zuhause gewohnt sind. Insgesamt lässt sich trotzdem sagen, dass uns diese Erfahrung unglaublich bereichert, wir schon viel von- und miteinander lernen konnten und es total interessant ist, all die verschiedenen Charaktere nach und nach immer besser kennenzulernen. Es passiert nicht selten, dass wir viel zu spät ins Bett gehen und mit Schlafmangel aufwachen, weil wir alle gemeinsam für Stunden auf der Dachterrasse oder in der Küche saßen und gequatscht haben – über die Länder, aus denen wir kommen, unsere Familien und Freunde, Heimweh, Politik und Banalitäten des Alltags. Oft treffen wir uns als Haus für Filmnächte im Wohnzimmer, gemeinsames Essen in einer Taverne, planen Ausflüge und feiern die Geburtstage der hier wohnenden Leute zusammen. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist echt mega schön 🙂

An manchen Tagen kommt es natürlich auch vor, dass sich die Kehrseite der Medaille zeigt: dann ist unsere soziale Batterie leer, wir vermissen unsere Freunde in Deutschland, unser eigenes und ungeteiltes Zimmer und wünschen uns ein Haus, in dem wir nicht bei jedem Gang aus unserem Raum auf andere Menschen treffen. Zum Glück geht das aber Allen hier so und man trifft mit diesen Gefühlen auf viel Verständnis. Etwas, was wir bisher auf jeden Fall schon gelernt haben: Dass es sehr in Ordnung ist, sich manchmal bewusst Zeit für sich selbst zu nehmen.

Ein Ausgleich zu unserem Dasein in dem USB-Family Haus bietet unsere Arbeit, die uns täglich von 10-14 Uhr beschäftigt. Dort dreht es sich aktuell hauptsächlich um unser nächstes Magazin, das im Dezember erscheinen wird und sich mit Fragen rund um das Thema „Existence“ beschäftigt. Alle zwölf Freiwilligen unseres Teams tragen zur Entstehung dieser Zeitschrift bei, indem sie Artikel verfassen, Gedichte schreiben oder mit Fotostorys eine Geschichte erzählen. Neben dieser Hauptaufgabe gibt es immer mal wieder verschiedene Events, die wir als BalkanHotspot -Team organisieren oder an denen wir teilnehmen. So fand beispielsweise letzte Woche ein OpenMic in einer Bar im Zentrum von Thessaloniki statt, bei dem viele Leute aus unserem Haus auftraten und mit selbstgeschriebener Poesie oder Song-Performances den Abend füllten – auch wir. Außerdem hatten wir schon Workshops in verschiedenen Bereichen wie Film & Video, Radio und Fotografie. Nach und nach bekommen wir so die Chance, einen Einblick in die verschiedenen Medienarten zu erlangen und uns selbst auszuprobieren.

An unserer Freizeitgestaltung arbeiten wir immer noch, denn obwohl wir wirklich gern ein eigenes Hobby finden würden, dass uns auch mal die Gelegenheit gibt, für eine Weile eine Auszeit von unserem Haus zu bekommen, haben wir bis jetzt die meisten Nachmittage mit Siesta, Kaffeetrinken und unseren Freunden aus dem Haus verbracht. Da es in der Stadt aber super viele Angebote gibt, sind wir immer noch sehr optimistisch, in den verbleibenden Monaten etwas zu finden, was unsere freie Zeit ein bisschen abwechslungsreicher gestaltet und uns auch die Möglichkeit gibt, mit Locals in Kontakt zu kommen. Erst letzte Woche waren wir bei einem Kickboxtraining, das uns eigentlich ganz gut gefallen hat – mal sehen, vielleicht könnt ihr ja in unserem nächsten Bericht lesen, ob wir das weiterverfolgt haben 🙂

Stay tuned for more craziness in the foreign life in Thessaloniki.

Eure Luise und Lale

(Die Zitate stammen von Ken, einer unserer Mitbewohner und eine lebende Legende.)

Lale und Luise verbringen ihren Freiwilligendienst bei Fix In Art / Anazitites Theatrou, ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.