Fiona in Skopje, Nordmazedonien // 2. Bericht

„I can drive you to the Bus station. You will fit in the car, don’t worry!“ Da es draußen regnete, lehnten wir dieses Angebot natürlich nicht ab. So quetschten wir uns zu fünft und der Hostelbesitzer in sein halbkaputtes Auto. Wijdane vorne, der Rest hinten. Frieda quer über unsere Beine. Das war das Ende unserer Reise nach Ohrid Anfang Dezember.

Wir waren am zweiten Adventswochenende in Ohrid. Es war eine schöne Abwechslung zu Skopje, denn um ein Winterwunderland zu bestaunen oder frische Luft zu atmen, muss man aus Skopje herausfahren. Mit dem kälteren Wetter wird mehr geheizt und mehr Auto gefahren, und da die Stadt in einem Tal liegt, ist die Luft relativ schlecht. Aber man gewöhnt sich schnell daran und lernt, damit umzugehen. Wir machen viel drinnen, zum Beispiel Filme schauen oder Kekse backen. Oder wir machen Tagesausflüge, wie zum Beispiel nach Mavroro, wo wir zu neunt mit zwei gemieteten Autos hingefahren sind. Eigentlich wollten wir Ski fahren, aber in der ersten Januarwoche, in der wir alle frei hatten, lag kein Schnee. Dafür hat es geregnet, was mich sehr an Deutschland erinnert hat. Letztes Wochenende bin ich mit Johanna und Frieda vom Nachbarberg Vodno zur Schlucht „Matka“ gewandert. Wenn ich hier manchmal ein bisschen Heimweh bekomme, geht das schnell vorbei, weil ich hier so viel erlebe. 

Auch bei der Arbeit habe ich mehr zu tun. Nachdem ich jetzt schon 4 Monate hier bin, kenne ich die meisten Sachen und traue mich auch mehr eigene Ideen umzusetzen. Im Dezember war ich ein bisschen mehr mit dem Zusammenstellen der VOICES beschäftigt, da ich für die Januar-Edition verantwortlich war. Ich hatte nur ein paar zusätzliche Aufgaben, wie z.B. mit den Übersetzern und den externen Autoren zu kommunizieren, das Editorial zu schreiben und das Magazin am Ende zusammenzustellen. Nach dem Wochenende in Ohrid hatten wir ein Gespräch mit allen Staff-Mitgliedern und Freiwilligen über die Arbeitsweise und dass sich einige Dinge in Zukunft ändern sollten. 

Somit war die Zeit vor allem von Umstellungen geprägt. Jetzt haben wir öfter kurze oder (sehr) lange Meetings, sodass wir eine bessere Kommunikation im ganzen Team hinbekommen. Aber auch viele Freiwillige, die eine lange oder auch nur eine kurze Zeit bei VCS waren, haben sich verabschiedet. Der Jahreswechsel brachte auch einen Zimmerwechsel mit sich. Jetzt habe ich mich schon gut in meinem neuen Zimmer eingelebt und nachdem viele gegangen sind, ist es zuerst eine Umstellung, mit 5 anderen anstatt mit 10 zusammen zu arbeiten. Nach Šhutka zu gehen hat noch nicht ganz einen Weg in meine Routine gefunden. Ich gehe schon regelmäßig hin und versuche den Lehrerinnen zu helfen und mit den Kindern zu spielen, jedoch bin ich mir immernoch unsicher, was genau meine Aufgaben sind und wie ich mit den Kindern umgehen soll. Da ich ihre Sprachen nicht verstehe und sie meine Sprache nicht verstehen, fällt es mir schwer, mit ihnen zu kommunizieren. Andererseits machen mir die Events, die wir veranstalten, viel Spaß, auch wenn es teilweise etwas anstrengend sein kann. Zum Beispiel haben wir ein „Language Exchange“-Event organisiert, bei dem viele an Deutsch interessiert waren. Aber auch beim Karaoke sind immer viele dabei. Es gibt manchmal sehr viel Arbeit und das kann auch sehr anstrengend sein, doch dann findet man den Ausgleich wieder, wenn es weniger zu tun gibt.

Über Weihnachten hat mich meine Schwester besucht. Wir schauten uns die Stadt ein bisschen zusammen an und wir haben zusammen als Freiwillige Weihnachten mit einem großen Essen gefeiert und gewichtelt, wodurch mein Zimmer um eine Pflanze reicher wurde. Ein grippaler Infekt war dann auch noch ein schönes Weihnachtsgeschenk, der mich bis ins neue Jahr begleitete und den Großteil aller Freiwilligen einen Besuch abstattete. Im Allgemeinen ist mir aufgefallen, dass ich und andere öfter krank sind und dass das Kranksein lange anhält. Silvester haben wir nicht in Skopje, sondern in Klečovce verbracht, wo ein Freund ein Familienhaus hat. Dort wurde auch die Theorie bestätigt, dass in Mazedonien auf den kleinsten Bergen (oder Hügeln) große Kreuze stehen. Mit 14 Leuten begrüßten wir 2024 und ich bekam meine Zukunft aus meiner Kaffeetasse gelesen.

Ich bin gespannt, ob der Kaffee Recht behält (ich hoffe nicht) oder ob ich da noch ein Wörtchen mitzureden habe. Im April bekomme ich Besuch von meiner Familie und werde Ohrid erneut besuchen. Dann jedoch wahrscheinlich nicht mehr in einem halb kaputten Auto. Aber wir werden sehen, wie es wird!

Fiona Schaumann 

Fiona verbringt ihren Freiwilligendienst im Volunteer Centre Skopje, ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.