Erik in Balvi, Lettland // 1. Bericht

Labdien Latvija

1. Wo gehst du nochmal hin?

2. Was machst du überhaupt dort?

3. Wie lang bist du denn weg?

Das waren die meistgestellten Fragen, die mich vor meinem Auslandsaufenthalt gefragt wurden.

Meine Antworten darauf:

1. Lettland, um es genauer zu sagen nach Balvi.

2. Ich arbeite in Jugendzentren, Schulen und auch in einem Kindergarten als Freiwilliger im European Solidarity Corps

3. Bis Ende Juni 2024

Aber nun gehen wir etwas ins Detail und erleben meine ersten Eindrücke und Erfahrungen aus Lettland.

Der Moment, als man sich von seinen Freunden und Familie verabschiedete, da begann die Realisation: Ab jetzt geht es alleine für 10 Monate nach Lettland. Zu Beginn klingt das echt abschreckend, doch mittlerweile kann ich sagen, dass ich über diese Entscheidung froh bin, denn bis jetzt habe ich so viel Gutes hier erlebt.

Der erste Eindruck von Lettland und natürlich von Balvi war sehr von der Natur geprägt. Dazu tragen zum einem die etlichen Wälder, aber auch die Seen in Balvi bei, welche man exzellent zum Entspannen nutzen kann. Natürlich kann niemand von einem kleinen Städtchen erwarten, dass es einem alles bieten kann und Deutschland ähnelt. Doch vergleichsweise gibt es hier viele Läden, Cafés und auffällig viele Sportplätze. An das Stadtbild und die Lage habe ich mich relativ schnell gewöhnt. Einen Kulturschock oder ähnliches gab es außerdem auch nicht.

Aber was ist denn jetzt eigentlich meine genaue Aufgabe in diesem Projekt?

Ich bin in diesem Projekt zusammen mit Charlie, einer anderen Freiwilligen aus Deutschland. Eigentlich wären wir zu Dritt gewesen und dann sähe der Arbeitsalltag bestimmt etwas anders aus. Auf jeden Fall arbeite ich montags und freitags im Jugendzentrum BBJC in Balvi. Dort gebe ich Gitarrenunterricht und meistens werden am Montag Vorbereitungen für die Woche gemacht sowie die Events für den Freitag geplant. Dienstags unterstütze ich unsere Kollegin in einer Schule und sind im Jugendzentrum in Vilaka, wo es seit neuesten Deutschstunden für die Jugendlichen gibt. Für mich ist das natürlich sehr amüsant, aber dasselbe gilt für sie, wenn ich versuche Lettisch zu lernen. Am Mittwoch bin ich in Semenova, dem kleinsten Ort von allen, wo ich auch mit den jüngsten in einem Jugendzentrum zu tun haben. Dort werde ich regelmäßig zum Tischtennis spielen herausgefordert. Obwohl sie nie eine Chance haben, kommen sie jede Woche erneut aufs Neue und probieren ihr Glück. Eine komplett andere Erfahrung gibt es dann immer donnerstags, wo es in den Kindergarten geht. Es macht zum einen Laune sich mit den kleinen Kindern zu beschäftigen, aber es ist auch gleichzeitig anstrengend. Die Kommunikation ist natürlich sehr schwer, aber dadurch, dass man sehr oft versuchen muss Lettisch zu sprechen, lernt man auch am meisten. Die Events in den ganzen Jugendzentren reichen von Deutschen-, Halloween-, Horrorfilm, Graffiti-, Geburtstagsabende sowie Sportevents oder andere Workshops. Wir versuchen den Kindern ein möglichst vielfältiges Angebot zu geben.

Nach den ersten Wochen habe ich mich hier schon richtig eingelebt und das liegt an ein paar bestimmten Sachen.

Angefangen von der Unterkunft, einem Internat, die im Vergleich zu anderen Unterkünften von Freiwilligen echt klasse ist. Gut eingerichtet, einen eigenen Raum für Privatsphäre, aber gleichzeitig umgeben von Jugendlichen und nicht ab vom Schuss.

Weiter bei meinen Mitarbeitern, welche mich super unterstützen und offene Leute sind. Dadurch habe ich mich von Anfang an bei ihnen sehr wohlgefühlt. Die Arbeitsatmosphäre ist entspannt, aber gleichzeitig auch produktiv. Besser geht’s nicht.

Zuletzt zu den Jugendlichen, welche anfangs natürlich etwas schüchtern waren, doch wenn sie dies überwunden haben, macht es mir und ihnen sehr viel Spaß Zeit miteinander zu verbringen. Ein richtiger Vorteil von einem kleineren Ort ist, dass man viel näher an die Leute kommt. Mittlerweile treffe ich mich mit den Jugendlichen sogar schon in meiner Freizeit.

Apropos Freizeit. Was gibt es hier für Möglichkeiten?

Das Erste, was mir von meinen Mitarbeitern vorgeschlagen wurde, war der lettische Volkstanzunterricht. Für mich ist dieser mit gar nichts zu vergleichen. Auch deshalb war es super interessant, als ich dort in den ersten Stunden war, denn jede Stunde gab es neue Moves, Eindrücke und Leute. Anfang Dezember steht schon der erste Auftritt an.

Für mich persönlich war es außerdem sehr wichtig, irgendwo Fußball spielen zu können. Direkt neben meiner Unterkunft sah ich des Öfteren Jugendliche trainieren, sprach mit dem Trainer und nun trainiere ich schon seit einiger Zeit mit. Das ist immer eine angenehme Abwechslung am Abend. Zudem kann ich einmal pro Woche kostenlos das Schwimmbad nutzen.

In unserer Region ist es sehr wichtig zu den sogenannten Ballite zu gehen. Über die ganze Region gibt es diese an jedem Wochenende an verschiedenen Orten. Dort kommen dann viele Leute, teilweise aus größerer Entfernung, und genießen den Abend. Es ist sozusagen ein Mix aus Party und Ball, was ein super interessantes Erlebnis der lettischen Kultur ist und definitiv Wiederholungsbedarf hat.

Ein riesiges Highlight war für mich das On-Arrival Training in Adazi, was in der Nähe von Riga liegt.  Das war die Gelegenheit, um sich mit anderen Freiwilligen auszutauschen und vor allem auch um neue Freundschaften zu knüpfen. Genau das funktionierte auch super! Während des Trainings verbrachten wir schon sehr viel Zeit miteinander und auch danach brach der Kontakt nicht ab, denn am folgenden Wochenende wurde zusammen Riga besichtigt sowie gemeinsam Halloween gefeiert. Riga ist übrigens eine super Empfehlung für einen Besuch.

Auch zwei Wochen später treffe ich mich noch regelmäßig am Wochenende mit ein paar Freiwilligen, die etwas näher an Balvi wohnen. Zuletzt haben wir einen Pasta Workshop in unserem Jugendzentrum veranstaltet. Das war ein super Event!

Deshalb an alle kommenden Freiwilligen: Nutzt diese Möglichkeit!

Ach, und das Wetter ist natürlich nicht so warm wie beispielsweise in Spanien. Ich mein, das erwartet man auch nicht von Lettland. Die ganze Zeit hat sich die Temperatur tapfer im plus gehalten, aber nun merkt man, dass das Wetter so langsam Richtung minus Grade geht. Obwohl es im Oktober schon den ersten kleinen Schnee gab, ist es jetzt glaube ich so weit. Der Winter naht…

Ata!

Erik

Erik verbringt seinen Freiwilligendienst in der NGO Kalmārs, sein Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.