Lenya in Bassano del Grappa, Italy // 1. Bericht

Ciao tutti!

 

Ich bin Lenya, bin 18 Jahre alt und komme aus einem kleinen Dorf in Mitteldeutschland, um genauer zu sein aus dem Harz. Ich wollte schon immer viel reisen und andere Kulturen kennenlernen und erkunden. Es macht mir Spaß neue Dinge auszuprobieren und die unterschiedlichsten Menschen kennenzulernen. Deshalb habe ich mich nach meinem Schulabschluss sehr spontan für ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland entschieden, und bin dann relativ zufällig auf ein Projekt in einer kleinen italienischen Stadt mit Jugendlichen gestoßen und war sofort begeistert. Dieses Projekt wird vom Europäischen Solidaritätskorps gefördert, von dem ich davor noch nie etwas gehört hatte.

 

Gerade bin ich in Italien, in Bassano del Grappa, einer kleinen und wunderschönen Stadt in der italienischen Region Venezien. Bassano ist nur ca. eine Stunde mit dem Zug von Venedig entfernt und liegt am Fluss Brenta, am Fuße der südlichen Dolomiten. Es ist eine kleine und typisch italienische Stadt mit einem niedlichen Stadtzentrum und mit vielen kleinen Cafés und Geschäften. Ich liebe die typischen Pasticcerien – zumindest hier in Venezien – zu besuchen, was so etwas wie Bäckereien nur für Mini – Küchlein und andere süße Leckereien sind, um mich durch alle traditionellen Köstlichkeiten zu probieren. Zudem sind Bars, also Cafés, ein beliebter Spot für jeden, egal ob für Frühstück, Nachmittagssnack oder Aperitivo und dort bekommt man, wenn man nicht in die Touristenspots geht, super günstig alle möglichen Getränke und leckere Kleinigkeiten.

 

Ich arbeite hier in einem Projekt des Europäischen Solidaritätskorps, ein von der EU-Kommission eingerichteter Freiwilligendienst, der es jungen Menschen ermöglicht, in EU- Mitgliedsstaaten an verschiedenen Projekten mitzuarbeiten. In meinem Fall bedeutet das, in einer Community, einem zu Hause, für Teenager zu arbeiten und dort das tägliche Leben mitzugestalten und zu erleichtern. Das kann bedeuten, beim Kochen oder Putzen zu helfen, aber auch mit den Jugendlichen und Kindern Hausaufgaben zu machen oder mit ihnen zu spielen und Spaß zu haben.

 

Seit dem 19.10.2020 bin ich nun hier, habe aber die ersten zwei Wochen noch nicht gearbeitet und hatte so Zeit, meine Stadt und die nähere Umgebung zu erkunden, da ich allerdings zunächst alleine hier war und zudem niemanden kannte, war die erste Zeit ein bisschen einsam.

In den ersten zwei Wochen hatte ich täglich 2 Stunden Italienischkurs, was damals meine einzige Beschäftigung am Tag war, und ich habe jeden Tag an der Schule, wo der Unterricht stattfand eine kleine Eidechse an meinem Fahrrad gesehen und habe somit meinen ersten kleinen italienischen Freund gefunden. Ansonsten habe ich meine Zeit damit verbracht, mein neues zu Hause zu erkunden.

 

Nach dieser ersten, etwas schwierigen Zeit durfte ich endlich anfangen in meiner Community zu arbeiten und lernte auch langsam ein paar andere Freiwillige aus meiner Region kennen und entwickelte eine neue Routine. Es gab (und gibt teilweise immer noch) ab und zu kleine sprachliche Missverständnisse, die meistens im Endeffekt eher lustig sind, und sehr viele seltsame neue gestische Bewegungen, um die Verständigung zu erleichtern, aber auch die Sprache zu verstehen und zu sprechen fällt mir nach und nach immer leichter. Auch die Erzieher meiner Community haben sich von Anfang an bemüht, mich einzubeziehen und so habe ich schon sehr früh auch zwei italienische Freunde gefunden, die Kinder von einer Mitarbeiterin meiner Community sind. Auch sie haben mich immer überall hin mitgenommen und so hatte ich immer die Möglichkeit, mit ihnen etwas italienisch zu lernen.

 

Es war zunächst wirklich nicht einfach eine Beziehung zu den Teenagern aufzubauen, aber nach einer Weile wurde es immer besser und einfacher. Auch Weihnachten habe ich zusammen mit einigen Kindern in der Community verbracht, und konnte dadurch auch einige italienische Bräuche und Traditionen, die hier zu Weihnachten gehören, kennenlernen. Silvester habe ich mich mit zwei weiteren Freiwilligen aus der Umgebung getroffen und hatte viel Spaß.

 

Es macht Spaß eine neue Kultur zu erkunden und eine neue Sprache zu lernen, aber was in Italien natürlich auch wirklich sehr gut gefällt, ist das Essen. Die vielen typisch italienischen Gerichte, die ich durch das Zusammenleben mit den Kindern natürlich alle kennenlerne, sind wirklich ein weiterer großer Pluspunkt – ganz abgesehen davon, dass Italiener mindestens zweimal pro Woche Pasta in den unterschiedlichsten Variationen essen. Im Januar bin ich sogar nochmal umgezogen, in eine wunderschöne italienische Villa, mit einer weiteren deutschen Freiwilligen. Mittlerweile ist es dadurch wirklich ein bisschen einfacher, da ich so nicht mehr komplett allein bin. Hier teilen wir uns die Küche und das Wohnzimmer mit einer weiteren Community für Teenager, allerdings haben wir die am Wochenende sowie abends und morgens für uns alleine.

 

Mittlerweile fühlt es sich so an, als wäre ich hier endlich angekommen und hätte meinen Platz, vor allem in der Community, langsam gefunden. Es ist, trotz aller Einschränkungen aufgrund von Corona, schön, mit den Kindern und Teenagern zusammen zu arbeiten und nebenbei eine neue Kultur und eine neue Seite an mir zu entdecken.

 

Liebe Grüße und Arrivederci!

 

Lenya

 

 

Lenya ist Teil eines ESK Projekts der Organisation Progetto Zattera Blu Società Cooperativa Sociale Onlus, finanziert durch das Europäische Solidaritätskorps und AGENZIA NAZIONALE PER I GIOVANI.

 

(Foto: Sterling Lanier, Unsplash)